Dienstag, 22. Juni 2010
Warum eigentlich Keltoi? (Homepage-Eintrag von 2005)
Wobei man ja sagen muss, dass es DIE Kelten so eigentlich gar nicht gab. Genau wie die Germanen bestanden die Kelten aus vielen unterschiedlichen Stämmen und schon 50 Km entfernt konnte ein Keltenstamm ganz andere Bräuche haben, ganz andere Gottheiten verehren, als ein anderer. Bis heute weiß man noch sehr wenig über diese Menschen. Das Wenige, das man weiß, wirft mehr Fragen auf, als es beantwortet. Ich gebe zu, das was mich anfangs fasziniert hat, war die romantische Vorstellung von Druiden in ihren weißen Roben, die mit goldenen Sicheln bei Mondschein Mistelzweige schnitten, in geheimnisvollen Kesseln rührten, astrologische Beobachtungen machten, ... Auch der Gedanke, eine weibliche Gottheit neben einer männlichen zu verehren, gefiel mir. Gut, das gab es nicht nur bei den Kelten, aber sie waren es, zu denen ich mich hingezogen fühlte.
Mittlerweile bin ich erwachsener geworden und von den meisten romantischen Vorstellungen konnte ich mich erfolgreich befreien. Ein "Fluffy-Bunny" bin ich schon längst nicht mehr, aber meine allerersten Anfänge sahen da noch ganz anders aus...
Ich nehme an, mit Schuld an meinem Weg war ein Buch von Marion Zimmer Bradley,
"Die Nebel von Avalon", das ich im Alter von 14 Jahren in die Finger
bekam. Der Roman ist mittlerweile ja sehr bekannt und auch der Stoff,
den er behandelt ist kein unbekannter. König Artus, für mich DAS
Sinnbild des inselkeltischen Heerführers, übte schon in meiner Kindheit
eine Faszination auf mich aus, die ich nicht beschreiben kann. Zuerst
las ich die Geschichte wohl in meinem Englischbuch in der 7. Klasse...
Artus, Excalibur, die Herrin vom See und die sagenhafte Insel Avalon
sollten mich lange beschäftigen, bis ich eben den besagten Roman in die
Hände bekam. Im Anhang des Buches las ich, dass es auch heute noch
Druidenzirkel gibt und Menschen, die heidnisches, magisches Priestertum
in etwa so praktizierten, wie es die Priesterinnen in M. Z.-Bradleys
Roman taten. Darüber wollte, nein MUSSTE ich mehr wissen!
Ich stürmte Esotherikläden, las mich durch die Eso-Ecken in der
Stadtbücherei, saugte gierig alles in mich auf, was nach Hexentum,
Magie, modernem Heidentum roch. Dabei fiel mir auch die Aradia von
Leland in die Hände, ein Buch was ich Neulingen auf dem Gebiet alles
andere als empfehlen kann!!! Ich probierte dann eines Abends einen der
dort beschriebenen Zauber aus. Als ich zu der Stelle "Wenn Du mich
erhört hast, dann sende mir als Zeichen das Bellen eines Hundes!" kam,
brach auf der Straße unter meinem Fenster plötzlich ein Höllenlärm aus:
Zwei Hunde, die von ihren Besitzern gassi gefährt wurden, hatten sich in
die Haare bekommen und bellten einander wätend an.
In diesem Moment stellten sich mir alle Nackenhaare auf, ich begann zu
zittern wie Espenlaub und warf mit spitzen Fingern das Buch in die
hinterste Ecke unter mein Bächerregal. Ich wollte mit diesem Ding nichts
mehr zu tun haben. Wer konnte schon sagen, mit und auf was ich mich
eingelassen hatte???
Was das für ein Zauber war, will nun der ein oder andere wissen... Es
ging um "Glück beim Finden von Gegenständen". Und tatsächlich fand ich
auf einem LARP (Live-Rollenspiel) in 30 cm hohem Gras die Kontaktlinse
eines Kameraden wieder, die ihm beim Kampf aus dem Auge gefallen war!!!
Und das war nicht alles, immer wieder kam es vor, dass ich winzige
Gegenstände, die verloren wurden, wiedergefunden habe. Manchmal nimmt
das ganze allerdings recht bizarre Formen an, wenn ich z.B. im
Kirschjoghurt von Feinkost Käfer einen Kirschkern entdecke...
Ein Paar Jahre später, es war zu meiner Zeit in Bad Mergentheim, suchte
ich dann im Internet -vor lauter Langeweile, nehme ich an- nach den
"keltischen" Jahreskreisfesten, wie sie teilweise auch in den Nebeln von
Avalon beschrieben waren. Es war kurz vor Lughnassad (Lammas) und ich
landete nach einiger Recherche auf der Seite des Rabenclan e.V. Nach
kurzem Mailwechsel mit einem der Vorstandsmitglieder beschloss ich, für
ein paar Tage auf das Rabenclan-Lammas-Treffen zu fahren, was in der
Nähe meiner alten Heimat, Bad Hersfeld, stattfand. Dort wurde ich
gefragt, welcher Tradition ich mich denn am ehesten zugehörig fühle,
Wicca, Vaya, Asatru oder Keltoi... Ich antwortete Keltoi und nannte es
damals zum ersten Mal beim Namen. Auch lernte ich in dieser Zeit einen
Menschen kennen, der mich eine Zeit lang auf diesem Wege begleitete. Er
selbst hatte einige Jahre in Großbritannien gelebt und wurde in eine
alte Familientradition eingeweiht. Er brachte mir vieles bei, und
initiierte mich in diese Tradition.
Ich war allerdings nie wieder auf einem Treffen des Rabenclans und so
endete meine Mitgliedschaft schon fast, bevor sie begonnen hatte.
Parallel lernte ich dann eine Wicca-Priesterin kennen. Ich war damals
bei Compuserve und irgendwo dort gab es eine Sektion "Zwischen den
Welten" und da ich mich dort so wohl fühlte, ging ich kurzerhand auf das
eine oder andere Treffen.
Dann zog ich nach München und mein Compuserve-Account wurde gekündigt.
Zu den meisten Leuten, aus der Compuserve-Ecke hatte ich bald keinen
Kontakt mehr und im Internet war ich auch ein Paar Jahre nicht mehr
gewesen. Als ich nach ein Paar Jahren dann wieder einen Anschluss hatte,
traf ich wieder auf diese Wicca-Priesterin. Sie ist Betreiberin eines
Hexenforums, und ich wurde dort nach kurzer Zeit Moderator, etwas später
dann Admin. Über ein Jahr war ich in diesem Forum sozusagen Vieze und
dachte sogar ernsthaft darüber nach, mich noch in die Wicca-Tradition
initiieren zu lassen. Von diesem Vorhaben kam ich allerdings ab, als mir
klar wurde, dass die Wicca-Philosophie und ich wohl nie ganz kompatibel
sein würden. Dann entzog man mir den Admin-Posten, da ein Unterforum
exclusiv für initiierte Wicca angelegt wurde, was ich als Außenstehende
natürlich nicht einsehen können durfte. Da die Chefin es nicht mal für
nötig befand, mir das zu sagen, sondern mich vor vollendete Tatsachen
stellte, nahm ich meinen Hut und ging, ohne groß Aufhebens darum zu
machen. Wenn das der Dank dafür war, dass ich so viele Stunden meiner
Freizeit in das Forum gesteckt hatte, dann wollte ich dort ganz sicher
nicht mehr als Moderator bleiben. (Sicher liest das hier der ein oder
andere, mit dem ich damals im Forum Kontakt hatte... tja, so war das
damals und jeder, der versucht, Euch was anderes zu erzälen, lügt!)
Trotzdem habe ich nichts gegen die Tradition Wicca und bin der Meinung,
dass niemand, der nicht durch einen anderen initiierten Wicca in diese
Tradition initiiert wurde, sich so nennen sollte. Immer wieder liest
man, Wicca sei die Umschreibung für modernes Hexentum. Das ist nicht
richtig. Wenn Ihr es mal mit Christen, Katholiken und Evangelischen
vergleichen wollt, dann ist Wicca nicht parallel zu Cristentum zu sehen,
sondern parallel zu evangelisch oder katholisch. Christ sein kann man
durch bloße Einstellung. Freifliegende Hexe auch. Aber so wie man nur
durch Taufe einer Kirche angehören kann, kann man nur durch Initiation
Wicca sein. Und so wie eine Taufe durch einen, der selbst nicht getauft
wurde, nicht gültig ist, ist auch die Initiation durch einen nicht in
Wicca Initiierten ebenfalls nicht gültig Und wer was anderes erzählt,
der lügt bzw. ist falsch informiert!
Inzwischen habe ich längst ein eigenes Hexen-/Heiden-/Forum - allerdings nur
ein ganz kleines aber mit einem sehr familiären und lieben Umgangston.
Wirklich viel ist da nicht los, aber darum geht's dort auch nicht
Ich bin also das, was man Hexe nennt. Überrascht? Schockiert? Keine
Angst, Hexen sind nicht böse und auch kein Fall für die geschlossene
Abteilung. Vieles von dem, was Magie ausmacht, ist eigentlich
Psychologie. Aber ich weiß, dass zwischen Himmel und Erde Dinge
passieren, die nach den Vorstellungen der Naturwissenschaft nicht
passieren dürften. Das Wirken von Magie beschränkt sich in meinen Augen
allerdings auf das "Wahrscheinlicher machen von Zufällen" d.h. ich kann
keine Kerze durch Fingerschnippen anzünden, kann keinen Tisch durchs
Zimmer schweben lassen und Dich ganz bestimmt auch nicht in eine Maus
verwandeln.
Also keine Sorge.
Alles im grünen Bereich!
Liebe Grüße
Keltoi
"Vieles von dem, was Magie ausmacht, ist eigentlich
Psychologie. Aber ich weiß, dass zwischen Himmel und Erde Dinge
passieren, die nach den Vorstellungen der Naturwissenschaft nicht
passieren dürften."
Per Somnium Re:
Wie Recht Du hast, die Psychologie kann Dinge (in uns) bewegen welche sich laut Schulmedizin gar nicht bewegen können.
Keltoi
"Das Wirken von Magie beschränkt sich in meinen Augen
allerdings auf das "Wahrscheinlicher machen von Zufällen"
Per Somniums Re:
Zufälle? liebe Keltoi, ein Punkt an dem ich mein greises Haupt schüttele, Zufälle? ich glaube die gibt es nicht, magst Du es nicht "erkennen eines vorgezeichneten unabänderlichen Weges" nennen?
Keltoi:
"und Dich ganz bestimmt auch nicht in eine Maus verwandeln."
Per Somniums Re:
Na na, ob ich mich darauf wirklich verlassen kann ?
"Zufall" - ob es den gibt oder ob diese Dinge, die da passieren "Schicksal" sind, kann ich nicht sicher sagen, aber ich wollte damit ausdrücken, dass man jenen Dingen, die ohnehin passieren "könnten" eben etwas auf die Sprünge hilft... - Eine Wertung, ob das, was da passiert nun Zufall, Fügung oder sonstwas ist, sollte meine Aussage gar nicht beinhalten!
Liebe Grüße
Kelt
aber ich wollte damit ausdrücken, dass man jenen Dingen, die ohnehin passieren "könnten"
eben etwas auf die Sprünge hilft...
Per Somniums Re:
... mmm, ich schlage vor wir treffen uns an der "Auffahrt" zur "Sich selbst erfüllenden Prophezeiung" ?!